Das Übungsobjekt:
Im Zuge des Neubaus der Unterinntaltrasse wurde im Gemeindegebiet von Stans die bestehende Eisenbahnlinie nach Süden verlegt. Dies machte es notwendig, die Inntalautobahn mit einem 600 Meter langen Tunnel zu unterqueren. Dem Neubau der Vomperbach-Brücke ist es zu verdanken, dass dieser Streckenabschnitt derzeit für drei Wochen gesperrt ist und die Züge über die Neubaustrecke umgeleitet oder im Schienenersatzverkehr geführt werden. Ein seltenes und willkommenes Ereignis für die Einsatzkräfte, denn sonst wäre es kaum oder nur mit größtem Aufwand möglich, eine Übung dort zu veranstalten.
Die Übungslage:
Die Übung wurde so gestaltet, dass es drei Szenarien abzuarbeiten galt, da alle Feuerwehren des Abschnittes Schwaz sowie die Gefahrgutfeuerwehr Jenbach daran beteiligt waren. Übungsannahme war, dass sich zwei Züge im Tunnel gestreift hatten. Die Folge daraus waren ein Gefahrgutaustritt an einem Kesselwagen, mehrere eingeklemmte Verletzte in Fahrzeugen sowie die Evakuierung der Insassen eines Eisenbahnwaggons, wobei sich unter letzteren auch Verletzte oder nicht Gehfähige, z.B. ein Rollstuhlfahrer befanden.
Der Übungsablauf:
Ersteintreffend als zuständige Ortsfeuerwehr trafen die Florianis aus Stans am Ereignisort ein. Einsatzleiter Peter Senfter nahm zunächst mit dem Notfallkoordinator der ÖBB in Innsbruck telefonischen Kontakt auf. Dieser informierte über die genaue Schadenslage sowie die Tatsache, dass der Tunnelbereich bis zum Eintreffen des ÖBB Einsatzleiters nicht betreten werden darf. Nachdem ein Mitarbeiter eingetroffen war, konnte mit seiner Zustimmung die Oberleitung im Tunnel ferngesteuert freigeschaltet, geerdet und durch die Feuerwehr gegen wiedereinschalten gesichert werden. Dabei werden Vorhangschlösser in die mechanische Erdungsvorrichtung an den Tunnelportalen eingehängt. Somit war ein sicherer Einsatzbereich für die Hilfskräfte gegeben und diese konnten sich ein Bild von der Lage machen.
Einsatzabschnitt Ost:
Im östlichen Tunnelbereich befand sich ein Kesselwagen, aus dem Salpetersäure austrat. Zwei Personen, die sich in unmittelbarer Nähe befanden, wurden mittels Crashbergung von einem Atemschutztrupp aus dem Bereich gebracht und sofort eine Notdekontamination durchgeführt. Anschließend übernahmen die Feuerwehren Schwaz, Jenbach und Tyrolit diesen Einsatzabschnitt, da sie die geeigneten Geräte für Gefahrstoffeinsätze besitzen und konnten schließlich den Austritt der Säure stoppen.
Einsatzabschnitt Mitte:
Etwa in der Mitte des Tunnels galt es mehrere eingeklemmte Personen unter schwerem Atemschutz aus ihrer Lage zu befreien. Diesen Einsatzabschnitt übernahmen die Feuerwehren Terfens und Weerberg sowie das Schwere Rüstfahrzeug aus Schwaz. Dabei musste zunächst das schwere hydraulische Rettungsgeräte ins Innere gebracht werden. Behilflich waren dabei die Rollpaletten, welche für Materialtransporte auf den Gleisen im Eingangsbereich des Notausgangs zur Verfügung stehen. Trotz der schlechten Sicht durch Rauchentwicklung und Dunkelheit konnten schließlich alle Personen befreit und dem Rettungsdienst übergeben werden.
Einsatzabschnitt West:
Die wohl größte Aufgabe hatten die Feuerwehren im westlichen Bereich des Tunnels. Dort musste ein vollbesetzter Personenwaggon mit teils Verletzten und teils Unverletzt evakuiert werden. Auch eine Person im Rollstuhl musste sitzend aus dem Tunnel gebracht werden. Da dies viel Manpower erfordert, wurden hier die Feuerwehren Vomp, Vomperbach, Pill und Weer eingesetzt. Auch bei diesem Einsatzabschnitt waren die Rollpaletten eine große Hilfe und so war auch dieses Szenario schließlich erledigt.
Einsatzleitung und Lageführung:
Eine Übung dieser Größe will gut koordiniert sein. Dass dies keine einzelne Person übernehmen kann, ist nachvollziehbar. Denn neben Feuerwehr und ÖBB waren auch der Rettungsdienst sowie die Polizei an der Übung beteiligt. Daher wurde vom Einsatzleiter zunächst jedem Abschnitt ein Einsatzabschnittsleiter zugeteilt. Zeitgleich wurde im Bereich des Bahnhofparkplatzes die Gesamteinsatzleitung durch die Feuerwehr Stans eingerichtet und anschließend durch das Personal der Bezirkszentrale unterstützt. Hier laufen alle Fäden zusammen und alle Einsatzorganisationen haben stets alle aktuellen Informationen gesammelt an einem Ort zur Verfügung.
Resümee:
Nachdem alle Szenarien abgearbeitet und die Einsatzstelle wieder an die ÖBB übergeben wurde, fand am Sportplatz in Stans die Nachbesprechung statt. Das Bezirksfeuerwehrkommando, die Feuerwehr Radfeld sowie Mitarbeiter der ÖBB hatten als Beobachter während der Übung ihre Augen überall und berichteten, wie sie die Übung gesehen hatten. Insgesamt fiel das Resümee durchwegs positiv aus. Einige Kleinigkeiten gab es zwar doch zu bemängeln, jedoch in Anbetracht der Größe und der Schwierigkeit des Objektes kann man von einer absolut gelungenen Gemeinschaftsübung sprechen. Bei der abschließenden Jause fand auch die Kameradschaftspflege ihren Platz.
An der Übung beteilige Feuerwehren:
Feuerwehr Stans mit KDOA, TLFA und LASTA
Feuerwehr Schwaz mit KDO1, SRF, WLF2 und WLF3
Betriebsfeuerwehr Tyrolit mit LF und LAST
Feuerwehr Vomp mit MTF und LFB-A
Feuerwehr Vomperbach mit KLF
Feuerwehr Pill mit TLFA
Feuerwehr Terfens mit ASF
Feuerwehr Weer mit KDO und LFB
Feuerwehr Weerberg mit RLF und LFB
Feuerwehr Jenbach mit KDOA, TLFA, KÖF und GGF
Bezirkszentrale
22 Fahrzeuge und 115 Kräfte der Feuerwehr
Weitere Beteiligte:
Bezirksfeuerwehrinspektor Stefan Geisler
Bezirkskommandant-Stellvertreter Hansjörg Eberharter
Bezirks-Sachgebietsleiter Gefahrgut Dr. Albert Keiler
Kommandant und Kommandant-Stellvertreter der Feuerwehr Radfeld als Übungsbeobachter
Rettungsdienst Tirol mit mehreren Fahrzeugen
Gefahrgutgruppe der Polizei Tirol
ÖBB Infrastruktur AG mit Peter Praxmarer und mehreren Mitarbeitern
Bericht: OV Mathias Renn, Team ÖA BFV Schwaz
Bilder: Karl Rinnergschwentner, Rene Eberharter, Mathias Renn